»Hallo!« flötete es sanft, als Peterson, ein junger Kadett, an einer Konsole vorbei kam. Peterson blieb stehen und sah sich um. Es war niemand zu sehen. Und normalerweise gab es im Maschinenraum der Enterprise auch keine Geister oder ähnliches. Dafür sorgte Chefingenieur Scott schon.

»Hallo!« ertönte es zum zweiten Mal. Und wieder konnte Peterson niemanden entdecken. Er meldete sich entschlossen bei Scott ab, welcher bis zu den Füßen unter einer Konsole lag und verschwand in Richtung Krankenrevier. Er wollte doch einmal mit McCoy über das Auftreten von Halluzinationen sprechen.

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Als Peterson gegangen war, spähte Scotty vorsichtig unter seiner Konsole hervor. Nachdem er ganz sicher war, dass sich niemand in der Nähe aufhielt, trat er an einen offenen Wartungsschacht heran. Er griff hinein und als er den Arm wieder herauszog, saß ein großer roter Ara darauf.

»Du wirst uns noch verraten, Arabella.« schimpfte er leise. »In meiner Kabine kann ich dich nicht lassen, da du sonst das ganze Schiff zusammenschreist, und hier spielst du den Geist.« Scotty war verzweifelt.

Vor zwei Tagen hatte man den Landurlaub auf Taurus V beendet. Während der letzten Woche hatte sich Scotty mit einigen anderen Besatzungsmitgliedern auf einer Insel a la Hawai herumgetrieben. Dort war ihm auch der Ara - Arabella hatte Scotty sie getauft - über den Weg geflogen. Bei beiden war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Aber jetzt war sich Scotty nicht mehr ganz sicher, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, den Vogel mit an Bord zu nehmen. Zwar musste die Enterprise in einer Woche wieder nach Taurus V zurück, um dort einige Medikamente abzuliefern, die sie jetzt holten, aber eine Woche kann sehr lang sein.

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Nun erklangen Schritte im Gang und Scotty setzte Arabella zurück in den Wartungsschacht.

»Ah, wie ich sehe, haben sie die Reparatur bereits beendet.« Kirk sah seine Chefingenieur freundlich an. Auf ihn war doch wenigstens Verlass.

Scotty bekam jedoch ein Gesicht, als habe er Magenkrämpfe und stotterte: » Ah, Captain, ähem ich äh ... ich bin noch nicht ganz so weit. Wissen sie, ich habe mir auf Taurus V ein wenig die Schulter verrenkt, darum dauert die Reparatur etwas länger. Aber nicht mehr lange, äh, Sir.«

Mit einem »aber Scotty, das hätten sie mir doch sagen können« ging Kirk in Richtung Ausgang des Maschinenraumes, als ihn ein lautes Gekreische bis aufs Mark erschreckt zusammenzucken ließ. Scottys unbeteiligtes Gesicht war bühnenreif.

»Was war das? « fragte Kirk entsetzt.

»Bitte was, Captain?«

»Das Gekreische, Scotty. Was war das für ein Gekreische?«

»Ach das. Ja, wissen sie, Sir, dort im Wartungsschacht, äh ... die Reparatur wird es wohl verbessern ... äh, noch kreischen diese Leitungen bei Überlastung etwas.« Scotty trat unsicher von einem Fuß auf den anderen.

Kirk war ganz und gar nicht überzeugt, aber als er Scottys zerknirschtes Gesicht sah, dachte er sich, dass dieser einen Fehler gemacht hätte, der ihm nun sehr peinlich war. Also nickte er ihm nur zu und verließ dann den Maschinenraum. Scotty atmete erleichtert auf.

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Eine Stunde später hatte Scotty Feierabend und verschwand, ganz gegen seine Gewohnheit, sehr pünktlich aus dem Maschinenraum. Arabella hatte er schon etwas früher in seine Kabine gebracht. Er traf leider ein wenig zu spät dort ein. Arabella hatte bereits aufgeräumt.

Die Berichte, die Scotty für Spock zusammengestellt hatte, lagen auf dem Boden verstreut - natürlich in handliche Schnipsel zerlegt. Seine schöne Pflanze, die Scotty von seiner letzten Freundin, einer Botanikerin, bekommen hatte (sie hatte die Pflanze extra für ihn gezüchtet), sah aus, als hätten sämtliche Blattläuse, die es gab, zur Revolution aufgerufen. Und sein schöner Dudelsack, der an der Wand hing, würde wohl auch einige Flicken vertragen.

Scotty war mit den Nerven am Ende. Auf den Schreck würde ein Glas Scotch gerade das Richtige sein. Zum Glück stand seine schon ewig gehütete Flasche noch auf dem Bord dort oben. Jetzt erst fiel Scotty auf, dass es in seiner Kabine eigentlich verdächtig nach Scotch duftete. Er stand kurz vor einem Schreianfall. Dort lag seine Flasche am Boden, der Inhalt ausgegossen - Scotty sank auf einen Stuhl.

Sofort kam der bisher unsichtbare Übeltäter herbeigeflogen und setzte sich auf Scottys Schulter. Arabella schmatzte ihm freundlich ins Ohr; sie hatte Hunger. Scotty erhob sich mechanisch und setzte den Vogel auf die Lehne des Stuhles. »Ja, ich hole dir etwas zu fressen. Mehr Unordnung wirst du ja nicht anrichten können. Wie auch?«

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Der junge Kadett an der Essenausgabe verzog keine Mine, als sich Scotty Obst, Vollkornkekse und Sonnenblumenkerne bestellte. Der Ingenieur murmelte noch etwas von gesunder Ernährung und war dann verschwunden. Als der Kadett McCoy kurz darauf etwas von Scottys gesunder Ernährung berichtete, schüttelte dieser nur ratlos den Kopf.

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Einige Stunden später war es wunderbar ruhig auf der Enterprise. Die >Nacht< war angebrochen. Und da Arabella schließlich eine Menge Auslauf, äh Ausflug, brauchte, begab sich Scotty mit ihr zum Freizeitdeck. Nachdem er in die künstliche Parkanlage gespäht hatte und sicher war, dass sich dort niemand mehr befand, ließ er Arabella fliegen. Er selbst legte sich hinter einen Busch auf den Rasen und versuchte etwas zu entspannen.

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Es entging ihm völlig, dass kurz darauf McCoy in Begleitung einer jungen Dame aus der Chemieabteilung eintrat und sich mit ihr auf die Bank auf der anderen Seite des Busches setzte. Sie rückten gerade etwas enger zusammen, als Arabella mit einem Sturzflug auf Scottys Brust landete.

Scotty gab ein »huch!« von sich und ein »sei doch nicht so wild, meine Kleine. «

McCoy horchte auf. Das war doch Scottys Stimme. Dessen war er sich ganz sicher. Sieh an, für den Ingenieur gab es also doch noch etwas anderes als Maschinen. Zum Glück war McCoy ja gar nicht neugierig. So blieb er also mit seiner neuen Errungenschaft still auf der Bank sitzen und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

Arabella begann an Scottys Kleidung zu zupfen und er lachte leise. Er kraulte Arabellas Hals, und sie kicherte albern. »Ich habe selten jemanden mit so schönen roten Federn am Kopf gesehen, wie dich, meine Süße,« schmeichelte Scotty.

McCoy horchte auf. Scotty hatte etwas mit einer rothaarigen, pardon rotfedrigen, Außerirdischen?

Arabella zwickte Scotty gerade mit ihrem scharfen Schnabel in den Oberschenkel und Scotty schimpfte empört, sie möge doch seine Hose ganz lassen. Nun hätte sich Arabella gern am Hinterkopf gekrault, aber da kam sie als Papagei sehr schlecht heran. »Na, kommst du nicht da heran, wo du gerne möchtest?« fragte Scotty. McCoy fiel beinahe von der Bank vom nach hinten Lehnen und Lauschen. »Warte, ich helfe dir. So ist es besser, nicht?« ertönte es hinter dem Busch. Arabella und Scotty waren sich sehr einig.

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McCoys Eroberung hatte nun keine Lust mehr, Scottys Liebesgeflüster noch weiter zu lauschen. Sie nickte McCoy zu und zog ihn mit sich fort. Kurz nachdem die beiden unbemerkt wieder verschwunden waren, begab sich auch Scotty mit Arabella in seine Kabine.

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Etwas später hatte Scotty aufgeräumt und Arabella saß auf einer Stuhllehne, hatte den Kopf unter einen Flügel gesteckt und schlief. Leise schlich sich Scotty aus seiner Kabine und in Richtung Biologieabteilung. Wie er die Chefbiologin Mrs. Carter kannte, war sie noch in ihrem Labor zu finden. Er kannte die hellblonde Dame schon länger und hatte bei ihr noch einen Gefallen gut. Während Scotty ihr sein Problem namens Arabella schilderte, hatte er einen Arm um ihre Schultern gelegt, und sie schlenderten durch das (fast) leere Raumschiff.

McCoy, welcher gerade etwas frustriert aus der Kabine der Chemikerin kam, sah sie gerade noch um eine Ecke verschwinden. Toll, zwei Freundinnen zur gleichen Zeit. Das schaffte er nicht mehr. Das musste wohl an Scottys umgestellter Ernährung liegen.

Inzwischen hatte Mrs. Carter Scotty überzeugt, dass es das Beste wäre, wenn sie am nächsten Morgen Arabella bei ihm abholen würde, damit sie die restlichen Tage, bis man wieder auf Taurus V wäre, bei ihr im Labor verbringen könnte.

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Da Mrs. Carter am nächsten Morgen keine Zeit hatte, schickte sie eine ihrer Assistentinnen zu Scotty, um Arabella zu holen. Scotty fand die kleine schwarzhaarige Dame zwar gleich sympatisch, Arabella war jedoch anderer Meinung. Sie veranstaltete ein Mordsgezeter, gerade als McCoy an Scottys Kabine vorbei kam.

»Du rotes Ungeheuer, warte nur, bis ich dich in die Finger kriege.« schimpfte die Biologin.

»Nun regt euch doch nicht auf,« versuchte Scotty sowohl die aufgeregte Arabella als auch die Biologin zu beschwichtigen. Aber der gemeinsame Versuch, Arabella einzufangen, endete damit, dass Scotty mitsamt der Biologin der Länge nach auf den Boden stürzte.

»Ihr Männer seid doch alle gleich. Von nichts habt ihr Ahnung. Ich gehe. Sieh zu, wie du mit ihr fertig wirst.« Die Biologin stürmte wütend und arg zerzaust aus Scottys Kabine und an McCoy vorbei.

McCoy wankte mit offenem Mund zu seiner Krankenstation. Drei Frauen - das war zuviel. McCoy musste dringend nachdenken.

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Scotty gelang es in recht kurzer Zeit, Arabella einzufangen. Er brachte sie in die biologische Abteilung, und als man einige Tage später wieder nach Taurus V kam, begab er sich mit ihr zurück auf die Planetenoberfläche. Eine Träne stand nun doch in einem Augenwinkel, als er Arabella davonfliegen sah. Aber es war für sie beide das Beste, das wusste er.

Da solche Abschiedsszenen Scotty immer sehr hungrig machten, beschloss er, erst einmal etwas essen zu gehen. In der Messe verspeiste er gerade ein großes Steak, als sein Blick auf McCoy am Nachbartisch fiel. Scotty traute seinen Augen kaum. Der arme Doktor, jetzt war er wohl auch noch magenkrank. Ansonsten würde er sich ja wohl nicht ein Mittagessen aus Vollkornkeksen, Obst und Sonnenblumenkernen zusammenstellen.

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(Veröffentlicht mit Genehmigung der Autorin, erschienen in Transwarp 1 der United Federation of Star Trek Fans,1988.)